Mont Blanc (4808m)

Der weisse Riese


Karte IGN Nr. 3630 OT Chamonix - Massif du Mont Blanc 1:25000

Anfahrt Bern - Martigny - Chamonix

Ausgangspunkt Parkplatz bei der Talstation der Bahn zur Aguille du Midi (1030m)
 
Anfahrt am Genfer See entlang

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Endlich. Auf das Dach Europas. Zumindest der Alpen. Auch wenn mittlerweile der Elbrus anerkannter höchster Berg Europas ist und damit zu den Seven Summits gehört, hat der Mont Blanc nichts von seinem Mythos verloren. Im Gegenteil, die politische Situation rückt den Elbrus weit weg.
Wir hatten eine tolle Skitourensaison mit vielen schönen Skitourenerlebnissen, nur in den Kåfjord-Alps in Norwegen hat es eine Woche durchgeschneit und wir konnten nur ein paar kürzere Ausflüge unternehmen, dafür immer im besten Powder. Wir fühlen uns fit, müssen aber unseren ersten Versuch Anfang Mai noch zu Hause abbrechen. Das Wetter ist unbeständig und so fahren wir an diesem Wochenende ins Zinaltal und besteigen den Blanc de Moming, eine Traumtour über den winterlich verschneiten Arête du Blanc.
Nun, zwei Wochen später, stimmen die Vorzeichen: stabiles Hochdruckwetter, ein verlängertes Wochenende und ein reservierter Schlafplatz auf dem Refuge des Cosmiques.
Es ist also angerichtet: Am Freitag ganz in der Früh fahren wir in Züri los, in der Westschweiz gibts Kaffee und Croissant, mit Blick über den Genfer See. Von Martigny führt die Strasse steil hoch über Trient nach Vallorcine. Hier sehen wir zum ersten Mal den Mont Blanc und die nicht weniger beeindruckenden Trabanten, Dome du Goûter , Mont Blanc du Tacul, aber auch die Aiguille Verte und Les Drus und natürlich die Aiguille du Midi und die Aiguille du Plan.
In Chamonix angekommen, gondeln wir auf die Aiguille du Midi und sind froh, als wir oben nach der luftigen Fahrt wieder festen Boden unter den Füssen haben. Wir nutzen den Tag zum Akklimatisieren und um die Bedingungen am Mont Blanc zu checken, bevor wir im Campingplatz bei Chamonix unser Zelt aufschlagen und uns in der Stadt noch eine Pizza gönnen.
Am Samstag geht es los. Wieder mit der Bahn hoch auf die Aiguille du Midi, durch Tunnel zum Ausgang und dann einen steilen Firngrat entlang der Nordwand hinunter an den oberen Rand des Vallee Blanche. Von hier ist es nicht mehr weit auf das Refuge des Cosmiques.
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In Vallorcine - Le Nant erblicken wir zum ersten Mal den Mont Blanc
Die wohl kühnste Seilbahnkonstruktion Europas. Man ist froh, wenn man wieder festen Boden betritt. Auch auf
Beeindruckende Berggestalten: Der Grandes Jorasses
Auch die Dent Blanche macht von hier oben ene gute Figur
Unsere Aufstiegsroute führt uns vom Refuge des Cosmiques über die Nordflanken des Mont Blanc du Tacul und des Mont Maudits auf den Mont Blanc
Die Bergführer von Chamonix - und Peter und ich

Hüttenzustieg 
Mit der Bahn hoch zur Aguille du Midi (3785m), durch Tunnel und nach der Brücke links zum Ausgang, wo man unvermittelt im Hochgebirge steht. Von der Sation steigen wir äusserst luftig den ausgesetzten Westgrat zunächst einige Meter ab, links von uns immer die gut 1500m hohe Nordwand der Aiguille du Midi mit der berühmten Mallory-Porter Führe unter unseren Füssen. Vom bald flachen Grat fahren wir dann die Südflanke ca. 150hm in das flache Becken ab. Hier halten wir uns knapp unter den Felsen der Aiguille du Midi und steigen dann wieder gut 100hm zum weithin sichtbaren Refuge des Cosmiques (3613m) auf. 1/2Std 100hm.

Ausstieg aus der Zivilisation
Die erste Schlüsselstelle ist geschafft
Nach dem kurzen Zustieg muss Anita noch Energie vernichten
Die Hütte ist voll, gegessen wird im Schichtbetrieb

Auf das Dach Europas
Von der Hütte fahren wir zunächst Richtung Süden auf den Col du Midi (3522m) ab. Je nach Bedingungen nun auf Skiern oder die Ski geschultert immer südwärts in direkter Linie die gewaltige, zwischen 35 und 45° steile Nordflanke des Mont Blanc du Tacul hoch, wobei mehrere mehr oder weniger ausgeprägte Seracs zu überwinden sind. Ab der letzten Mulde queren wir wenn möglich nach rechts auf die Schulter zwischen dem Mont Blanc du Tacul und Aiguille de Saussure.
Dahinter fahren wir wenige Meter in den Col Maudit (4029m) ab und queren von dort in die steile Nordwand des Mont Maudit. An geeigneter Stelle über den Bergschrund und dann -ebenfalls abhängig von den Bedingungen- entweder direkt in den Col du Mont Maudit (ca. 4350m) oder Richtung Gipfel und dann oben nach rechts querend zum Col du Mont Maudit.
Eine lange, aber einfache Querung bringt uns in den Col de la Brenva (4303m) und unterhalb der knapp 40° steilen, meist harten bis eisigen Mur de la Côte. Über diese hinauf und jetzt die lange, nicht enden wollende Flanke bis auf den Gipfel des Mont Blanc (4808m, Höhe schwankend).

Aufstiegszeit 9 - 10Std. 1550hm + 100hm Gegenanstieg im Rückweg zur Mittelstation Plan de l'Aiguille

Ausstieg aus der Flanke vom Mont Blanc du Tacul
Randspalte am Mont Maudit

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Um ein Uhr am Morgen klingelt der Wecker. Wir haben schlecht geschlafen, aber sobald wir in der klaren Nachtluft stehen, ist die Müdigkeit verflogen. Eine Lichterschlange weist den Weg in die Nordflanke des Mont Blanc du Tacul. Ein Stück fellen wir hoch, dann wechseln wir auf Steigeisen und klettern das erste Sérac hoch. Oben an der Schulter angekommen, empfängt uns ein starker Wind, der uns aber in der Nordwand des Mont Maudit wieder in Ruhe lässt. Die Randspalte stellt die Schlüsselstelle dar, mit zwei Pickeln bouldern wir zwei Züge hoch, unter unserem Hintern führt die Spalte ins Bodenlose. Bereits vor dem Col de la Brenva stürmt es und wir quälen uns die harte Mur de la Cote hoch. Der Wind peitscht pausenlos mit 60km/h über die Gipfelflanke und hinterlässt tiefe Furchen im Schnee, wir kämpfen uns hoch, schier endlos in eintönigem Gelände. Und dann haben wir es geschafft. Es geht nicht mehr höher, wir stehen am Gipfel des Mont Blanc.
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Abfahrt
Zunächst wie Aufstieg bis zu den kleinen Felsinseln auf ca. 4550m, wo wir links in die Nordflanke einbiegen. Die genaue Linie durch die Nordwand ist vom Gletscherzustand abhängig und bis zu 40° steil. Vom Grand Plateau queren wir hinaus zum Petit Plateau, das wir aufgrund der jederzeit drohenden Eisabbrüche rasch durchfahren. Am Refuge Les Grands Mulets vorbei geht es hinunter zur La Jonction, wo wir den zerrissenen Gletscher queren und danach leicht ansteigend bis zu den Resten des Glacier des Pélerins die wir ebenfalls durchqueren. Hinter der Moräne gelangen wir auf den WEg, der uns schliesslich zur Plan de l'Aiguille (2310m) führt, wo wir die Seilbahn zurück nach Chamonix nehmen.  Ca. 31/2 - 4Std. 100hm

 
In der Abfahrt am Petit Plateau. Hier heisst es schnell sein

fotos 18|5|2025 © anitaleitmayr | petermense | michaeldellantonio