Indien

incredible India
Mit Zug und Rikscha durch den indischen Subkontinent

DELHI
Das Tor nach Indien

Wir landen in Delhi an einem Sonntag Vormittag. Es ist ruhig am Flughafen und wir müssen bei der Einreise nicht lange warten. Wir nehmen ein Prepaid Taxi in das Viertel Pahar Ganj müssen aber bald feststellen, dass unser Taxifahrer nicht weiss wo das Hotel ist. Nachdem er uns irgendwo in der dreiundzwanzig-Millionen Metropole aussteigen lassen will mit der fadenscheinigen Begründung, dass die Strassen nach dem Nationalfeiertag noch gesperrt seien und wir uns selbstverständlich weigern, wirkt die Aussicht auf eine nichtbezahlte Fahrt schlussendlich doch und er ruft auf meinen Vorschlag hin beim Hotel an, um nach dem Weg zu fragen und setzt uns schliesslich auch dort ab. 
Nach einer kurzen Rast auf der Dachterasse des Hotels wagen wir uns in einer Motor-Rikscha auf die Strassen Old Delhis. Das Chaos ist unbeschreibbar. Zwischen Autos, Lastwagen und Rikschas drängen sich Fussgänger, Fahrradrikschas, handgezogene Wagen, Esel- und Pferdekarren, alles durchsetzt von Kühen, die seelenruhig inmitten der Strassen den Verkehr aufhalten, den Status als heiliges Tier sichtlich auskostend.
Wir zwängen uns durch die Strassen zur Jama Masjid, der grossen Moschee und werfen einen kurzen Blick hinein in den grossen Innenhof. Die Sonne steht schon tief und wirft ein warmes Licht auf die eindrucksvollen Kuppeln.
Am nächsten Morgen mieten wir uns für den ganzen Tag ein Taxi. Eine relativ entspannte Art, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt ohne viel Aufregung zu besuchen. Am erst Anfang des 20. Jahrhundersts erbauten Hindutempel Sri Laxmi Narayan Mandir vorbei geht es zunächst zum India Gate, wo man noch mit den Aufräumarbeiten zum Nationalfeiertag beschäftigt ist. Ganz in der Nähe liegt das Humayun Mausoleum, ein eindrucksvoller Bau, den wir auf dem weitläufigen Gelände aber zunächst "übersehen" Schliesslich stehen wir doch im Eingangsbereich zum Innenhof. Das Humayun Mausoleum steht dem wesentlich berühmteren Taj Mahal in Agra nur wenig nach, ist aber deutlich weniger stark besucht. Der Lotustempel ist an diesem Montag leider geschlossen, sodass wir den Nachmittag für einen ausgiebigen Spaziergang durch die Lodhi Gärten nutzen. Die weitläufige Parkanlage ist ebenfalls von Mausoleen durchsetzt und hier sehen wir das erste Mal Streifenhörnchen, denen wir auf unserer Reise durch Nordindien immer wieder begegenen werden, oft so zahm dass sie einem aus der Hand fressen würden. 

Die grosse Moschee Jama Masid
Das Humayun Mausoleum

VARANASI
Heilige Stadt am Ganges

"Zu heftig" hört man manche sagen, die dann lieber einen Bogen um diese Stadt machen. Aber vermutlich ist Varansi einer der wenigen Orte in Indien, der sich am meisten seiner Ursprünglichkeit bewahrt hat. Ein buntes Gemisch, das erschreckt, aber auch fasziniert. Oft skurril, immer beeindruckend und auf jeden Fall sehenswert. Spätestens wenn man am frühen Morgen mit einem Boot auf dem unwirklich schimmernden Wasser des Ganges das Treiben in den Ghats beobachtet, während im Hintergrund die tiefrote Sonne langsam durch den Dunstschleier am Horizont bricht, hat sich dieser Besuch gelohnt.
Unser Hotel liegt etwas südlich des Assi Ghats, einige hundert Meter flussaufwärts des Zentrums. Der grüne Innenhof lädt ein, die Eindrücke der Stadt zu verdauen und von der Dachterasse haben wir eine atemberaubende Aussicht über den Ganges mit den Ghats und den weitläufigen Sandbänken am anderen Ufer.
Über unser Hotel organisieren wir eine Stadtführung. Der Guide holt uns ab und da wir spät dran sind fahren wir mit der Rikscha in das verwinkelte Zentrum hinter den Gahts. Von hier tauchen wir ein in die Geschichte und die Gegenwart Benares, wie Varansi vor allem während der Kolonialzeit genannt wurde. Unerwartet stehen wir an einer steilen Treppe, die zwischen hoch aufragenden Palästen zum Ganges hinunterführt und den Blick über den Fluss freigibt.
Wir passieren das Manikarnika und das Harishchandrsa Ghat, an denen noch Leichen auf offenem Feuer verbrannt werden. Es ist nicht das offene Verbrennen an sich das erschreckt. Vielmehr ist es das Umfeld in dem es auf engstem Raum passiert: Alles ist verschmutzt, Kühe und Hunde laufen zwischen den Gluthaufen herum, einige Meter vor dem Ufer versuchen Fischer ihr Glück im trüben Wasser des nur träge dahinfliessenden Ganges, etwas flussaufwärts reinigen Kolonnen von Wäschern Kleider und Bettwäsche, die dahinter auf den weitläufigen Treppen zum Trocknen ausgelegt werden, während am Ghat daneben eine Gruppe Inder ihr rituelles Bad vollzieht und Kanister mit heiligem Wasser füllt, für sich oder für die Familie zu Hause.
Wieder zurück in den Gassen der Altstadt können wir durch offene Fenster einen Blick in die Fabriken der Seidenwebereien werfen. In der Nähe des Vishvanath Tempels werden die Gassen enger und en Sog an Pilgern zieht uns immer näher zum Tempel. Es ist eine aufgeheizte Stimmung und wir sind froh, als wir endlich im Blue Lassi Shop sitzen und aus Einwegtassen aus Ton ein köstliches Banana-Lassie schlürfen.
Im Flugzeug nach Delhi lassen wir diese geheimnisvolle Welt hinter uns, während wir am Horizont, gut dreihundert Kilometer Luftlinie den Himalaya sehen können, der uns auf dem ganzen Flug begleitet und aus dieser Perspektive vom Dhaulagiri und dem Anapurna beherrscht wird, die hoch über dem nordindischen Tiefland des Ganges und des Ghagara thronen.

Rituelle Leichenverbrennung am Ganges
Bad im Ganges

Zugfahren in Indien
Ein Abenteuer für sich

Es war eine aufregende Fahrt von Delhi nach Agra. Nicht so sehr die Zugfahrt selbst, die wir in der I. Klasse verbracht haben, die wiederum sich offensichtlich nur durch das grosszügige Platzangebot definiert, nicht aber durch Sauberkeit oder angenehme Sitzgarnituren. Nein, der Weg auf den Bahnsteig war Abenteuer genug. Das Zugticket haben wir vorher online erstanden, rechtzeitig am Bahnhof verwehrt man uns bei der Eingangkontrolle den Zugang. Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen ist, dass es auf der anderen Seite des Gebäudes den eigentlichen Zugang zu den Bahnsteigen hat.
Schnell ist jemand zur Stelle der uns hilft und uns an ein Reisebüro verweist. Unser Zug sei ausgefallen. Die anderen Zugverbindungen sind ausgebucht und auch die Reisebusse sind voll. Man könne uns ein überteuertes Taxi anbieten.
Da uns wahrscheinlich jeder Taxifahrer aus Delhi gerne hinfahren würde und sich vermutlich sogar der ein oder andere Riksha-Fahrer dazu überreden lassen würde, haben wir also Zeit. Unser Zug ist noch nicht abgefahren und so beschliessen wir, nochmals am Bahnhof unser Glück zu versuchen. Zurück am Eingang sehen wir eine zweite Rampe zu den Bahnsteigen. Wir folgen dieser und gelangen problemlos zur Brücke. Auf der Anzeige zu Gleis 17 steht unsere Zugnummer und nichts deutet darauf hin, dass der Zug nicht fährt und eine halbe Stunde später rollen wir durch die Vorstädte aus Dehli Richtung Süden.
Von da an laufen unsere Zugfahrten entspannt und entgegen unserer Befürchtungen fährt jeder Zug pünktlich ab.


AGRA
Besuch des Taj Mahal

Wie oft haben wir ihn wohl schon gesehen? Auf Bildern, im Fernsehen und nicht zuletzt immer wieder bei den Urlaubsvorbereitungen, im Reiseführer, im Internet beim Buchen der Hotels. Und doch, wenn man dann nach etwas Stress an einem der Eingänge durch das Tor in die Parkanlage mit den Brunnen tritt und der Taj Mahal weiss leuchtet, ist man beeindruckt und vergisst für einen Moment die Menschentrauben, die links und rechts vorbeiströmen.
Wir haben drei Tage in Agra und schauen uns den Taj Mahal von allen Seiten an.
Der Taxifahrer der uns vom Bahnhof ins Hotel bringt heisst Guddu und wir lassen uns von ihm am Nachmittag abholen, damit er uns zur Itmad-ud-Daula am Nordufer des Yamuna bringt. Eine Grabstätte in schöner Lage etwas höher am weiten Flussbett gelegen, die Wände mit aufwändigen Einlegearbeiten verziert. Einmal mehr bin ich beim Fotografieren fasziniert vom warmen, weichen Licht das uns durch Indien begleitet. Das Licht intensiviert sich noch beim Sonnenuntergang, den wir ebenfalls am Nordufer des Yamuna geniessen. Im Mehtab Bagh, einer schön gepflegten Gartenanlage sehen wir den Taj Mahal im Licht der untergehenden Sonne. Auch noch am Abend drängen sich die Besucher um das Mausoleum.
Am nächsten Tag steigen wir in eine Motoriksha und lassen uns zum Grab Akbar des Grossen nach Sikandra bringen. Mit Ausnahme einiger Souvenierverkäufer ist es hier ausgesprochen ruhig. Durch ein mächtiges Tor gelangt man in den weiten Innenhof mit freilaufenden Gazellen, die sich an den Besuchern nicht mehr stören. Das Grab selbst ist eine Mischung aus indischer und islamischer Baukunst, die auch für ein ungeübtes Auge wie das meine etwas skurril und unproportioniert wirkt.
Das Red Fort erreichen wir ebenfalls mit der Riksha, allerdings müssen wir erst die Strasse überqueren. Es ist keine Kuh zur Hand, die wir bei diesem scheinbar aussichtslosen Unterfangen als Deckung nutzen könnten. Nach mehreren erfolglosen Anläufen schaffen wir es endlich doch auf die andere Seite und in das Rote Fort, in dem der Grossmogul Shah Jahan, Erbauer des Taj Mahal nach seiner Entmachtung durch seinen Sohn aufgrund der offensichtlichen Verschwendungssucht gefangen gehalten wurde und seinen Lebensabend mit Blick auf den Taj Mahal verbrachte.

Wie im Märchen, Blick zum Taj Mahal
Itmad-ud-Daula am Ufer des Yamuna (unten)
Sikandra

JAIPUR
Zu Gast beim Maharadja

Es sind gut fünf Stunden Autofahrt von Agra nach Jaipur, langsam aber merklich verändert sich die Landschaft. Während um Agra grüne Felder vorherrschen, ist es um Jaipur bereits merklich trockener, auch wenn die Wüste Thar noch ein gutes Stück entfernt ist. Es sind aber auch die Kamelkarren auf der Autobahn, die die Nähe Jaipurs ankündigen.
Unser Heritage Hotel Madhuban liegt etwas vom Zentrum entfernt und hat einen schönen ruhigen Garten in dem wir den Rest des Nachmittags entspannen. Allerdings zieht am Nachmittag eine Affenbande vorbei und sowohl die Vögel im grossen Käfig als auch die halbzahmen Streifenhörnchen sind in heller Aufregung.
Das Zentrum von Jaipur wird begrenzt durch eine Stadtmauer, die Zugänge führen durch grosse Toranlagen in die Pink City. Auch wenn die Häuser eher orange als rosa sind, wirkt die Stadt wie ein Freilichtmuseum. Vom begehbaren Minarett Isarlat Sargasooli am Tripolia Bazar verschaffen wir uns einen ersten Überblick über das Zentrum. Die Hauptstrassen sind klar strukturiert, aber sobald wir diese verlassen finden wir uns in einem Labyrinth an Gassen und Durchgängen wieder.
Den Hawa Mahal, zu Deutsch "Palast der Winde", das Wahrzeichen der Stadt, schauen wir uns ebenfalls am Morgen an, solange die ostseitig ausgerichtete Fassade noch von der Sonne beschienen ist. Der ganze Palast ist nur Fassade, eingerichtet durch den Maharaja Pratap Singh, um seinen Haremsdamen den Blick auf die Festumzüge zu ermöglichen, ohne selbst gesehen zu werden.
Gleich hinter dem Palast der Winde liegt die Sternwarte Jantar Mantar, eine wunderliche Anlage, die am Anfang des 18. Jahrhunderts vom Maharadscha Jai Singh II erbaut wurde. Es besteht aus vierzehn Bauwerken zur Messung der Zeit und Beobachtung der Planetenbahnen, hauptsächlich zu astrologischen Zwecken.
Neben dem Observatorium befindet sich der heute noch bewohnte Palast des Maharadschas, einmal mehr ein Gebäude wie aus Tausendundeiner Nacht. Die Gebäudeteile reihen sich um mehrere Innenhöfe mit ursprünglich unterschiedlichem Zweck die heute fast alle für Besucher zugänglich sind. Der Innerste, Pitam Niwas Chowk, ist von vier unglaublich detailreich verzierten Toren umfasst, die die vier Jahreszeiten symbolisieren. Dahinter baut sich mächtig der nicht zugängliche, noch bewohnte Teil des Palastes auf.

Eines der eindrücklichen Stadttore von Jaipur
Der Palast der Winde im Zentrum von Jaipur
Die Sternwarte Jantar Mantar
Der Palast de Maharajas von Jaipur

AMBER FORT
Hoch über Rajastan

Wir spendieren uns ein Taxi und fahren nach Norden, quer durch das Zentrum von Jaipur.
Ein religiöses Fest steht bevor und in der Stadt ist einiges los, Pilgergruppen bevölkern die Gehsteige und sogar Elefanten queren die Strasse in der Nähe des Palasts der Winde. Wir verlassen die Stadt durch das nordseitige Tor und fahren am Man Sagar See vorbei in die nördlich der Stadt vorgelagerten Hügel. Immer mehr Elefanten säumen die Strasse und nach wenigen Minuten sehen wir das Amber Fort oberhalb des Maotha Sees vor uns. Einmal mehr und wie so oft in Indien, sind wir von der atemberaubenden Kulisse überwältigt, nicht ohne den Kontrast aus unglaublich verschmutztem See ganz ausblenden zu können. Der Kontrast wird umso grösser, als wir wenig später vom Fort aus den unglaublich schön angelegten Kesar Kyari Garten inmitten des Sees erblicken.
Vor einigen Jahren gab es einen tödlichen Unfall mit einem der Lastelefanten, die die Besucher den kurzen Weg hoch zum Fort Amber tragen. Auch wenn daraufhin die Gesetze zum Schutz der Elefanten verschärft wurden, entscheiden wir uns für einen Fussaufstieg, nicht ohne trotzdem diese eindrucksvollen, reich bemalten Tiere zu bewundern. Es ist klar, wer auf diesem Weg den Vorrang hat und wer sich auf die Seite drücken sollte. Dies gibt uns zudem Zeit, das sich ständig ändernde Panorama über das kleine, von Festungsanlagen umschlossene Tal zu geniessen, bevor wir durch das stark befestigte Tor die Palastanlage betreten. Der Rummel konzentriert sich auf den über und über mit Spiegeln ausgestatteten Saal Jai Mandir aber auch sonst ist viel los. Trotzdem verlaufen wir uns kurz in dem unübersichtlichen Gewirr aus Räumen und schmalen Gängen.
Zurück bei unserem Taxi, lassen wir uns zum Jaigarh Fort hochfahren, dem Tigerfort das Beherrschend hoch über der Palastanlage von Amber trohnt. Es ist heiss und wenig los und die versprochene "weltgrösste" Kanone ist weniger eindrucksvoll als ihr Titel vermuten lassen würde. Auf dem Rückweg aber fallt uns auf, dass sich neben der Strasse unzählige, farbenprächtige Pfaue tummeln, das Nationaltier Indiens.
Am Man Sagar See legen wir einen Stop ein, das Wasserschloss Jal Mahal ist es allemal wert. Wir haben Glück und der See ist in diesem Februar auch noch nicht ausgetrocknet, wie sonst die meiste Zeit des Jahres. Der Ausblick ist schön, aber die vielen Vögel waten einmal mehr durch den Schmutz und Müll am nahen Ufer. 

Das Amber Fort thront gewaltig über dem Talgrund
Der Spiegelsaal Jai Mandir
Das Wasserschloss Jal Mahal

SAWAI MADPOHUR
Die Tiger von Ranthambore

Wir zwängen uns mit unserem ganzen Gepäck in eine Motorrikscha, die uns zum Bahnhof von Jaipur bringt. Auf dem Bahnsteig angekommen laufen wir zweimal den ganzen Zug ab, bis wir endlich den Waggon mit unserem Abteil finden. Es scheint fast als wären die Waggons nochmals kräftig durchgemischt worden, bevor der Zug seine Fahrt irgendwo in Indien aufgenommen hat. Über Nawai gelangen wir nach Sawai Madpohur, die Landschaft auf dem Weg dorthin ändert sich kaum, aber direkt hinter Sawai Madpohur bäumt sich ein kleiner, aber schroffer Gebirsgsrücken auf, der gleichzeitig die Grenze zum Nationalpark Ranthambore markiert. Wir haben ein schönes Hotel, das mit dem Fünf-Uhr Tee im einladenden, sauber gepflegten Garten des Innenhofs noch etwas an die Kolonialzeit erinnert.
Am Nachmittag fahren wir zum inmitten des Nationalparks gelegenen Forts, das heutzutage von den unzähligen Affen verteidigt wird, die sich mit den Besuchern da und dort kleine Scharmützel liefern, wenn sie nicht gerade um Essen betteln. Einen Jeep am Parkplatz haben sie schon eingenommen. Wir kommen unbeschadet hoch zum Fort und sehen uns die alten, teilweise sehr heruntergekommenen Ruinen an. In der weitläufigen Anlage trifft man immer wieder auf Hindutempel, die noch rege genutzt werden. Auf dem Rückweg passiert es doch: Ein halbstarker Affe löst sich aus einer der Gruppen und rast auf uns zu. Im letzten Moment hebe ich die Hand mit der Kamera und er greift springend ins Leere.
Am kommenden Morgen heisst es früh aufstehen - und dann lange warten, bis wir abgeholt werden. Wir sind in einem offenen Offroadbus etwas nördlich vom Fort unterwegs. Es ist ein trüber Morgen im Nationalpark und die Bengaltiger lassen sich nicht blicken, wir sehen ein paar Sumpfkrokodile und jede Menge Pfaue, auch indische Gazellen gibt es im Überfluss und die ein oder andere Nilgauantilope ist ebenfalls unterwegs.
Wir verbringen den Rest des Tages im Hotel legen uns früh ins Bett, um für die nächste Pirschfahrt am kommenden Morgen ausgeschlafen zu sein. Diesmal fahren wir Richtung Süden durch Brihampuri in die Zone 6, wo wir nach einer regnerischen Nacht an diesem kühlen Morgen einen schönen Sonnenaufgang erleben. Highlight an diesem Tag ist der Kingfisher, ein Eisvogel, den wir in einem der Bäume entdecken. Aber auch an diesem Morgen sehen wir keinen Tiger und entscheiden daher kurzfristig, am Nachmittag nochmals in den Park zu fahren.
Wir ergattern noch einen Platz in einem der Busse und fahren in eine der Zonen westlich des Forts. Es ist ein schroffes Tal, an den wenigen Wasserstellen tummeln sich Antilopen und ein Sambahirsch lässt sich bei einem ausgiebigen Schlammbad auch von uns nicht stören. Wir sind bereits wieder auf dem Rückweg, als sich die Nachricht von einer Tigersichtung im Nachbartal wie ein Lauffeuer in unserem Bus ausbreitet und dann fliegen wir auch schon über die Piste ins andere Tal.
Dann ist es ruhig, kein Laut und wir warten. Einige Minuten passiert nichts aber wir merken bald dass der Wald in Aufruhr versetzt ist und dann bekommen wir sie doch noch zu Gesicht, die Tiger von Ranthambore.

Unser Hotel in Sawai Madpohur erinnert noch an die Kolonialzeit, insbesondere der Fünf-Uhr-Tee im Innenhof
Endlich sehen wir sie doch, die Tiger von Ranthambore 

fotos februar|2018 © michaeldellantonio