Türkei | Kappadokien

TÜRKEI | Kappadokien
Skitouren an der Seidenstrasse

Kayseri
Erstmal einen Döner

Der Flug war lange und wir stehen in Kayseri spät am Anend am Gepäckband. Es kommen schon seit einiger Zeit keine neuen Koffer mehr, bis wir aufgefordert werden über das Rollfeld auf die andere Seite des Flughafengebäudes zu gehen. Dort gibt es ein zweites Gepäckband und aus einem uns unerfindlichen Grund kommen dort auch unsere Reisetaschen, die Ski werden uns neben dem Band durchgereicht.
Der Fahrzeugvermieter ruft uns an, wir werden abgeholt und fahren zu seinem Büro. Die Einrichutng besteht aus zwei Tischen, drei Stühlen, einem Aktenordner und einen Kopierer. Das reicht und wir bekommen das Mietauto.



Am nächsten Tag nieselt es und wir nutzen den Tag um uns Kayseri anzusehen. Erstmal einen Döner lautet unsere Devise, nachdem wir über den Bazar und an der Moschee vorbei geschlendert sind. Der Döner ist ausgezeichnet und ein paar Häuser weiter gönnen wir uns in einer Konditorei noch eine Auswahl an frischen Baklava.
Am Nachmittag erkunden wir den Weg zum Pass unterhalb des Erciyes Dağı einem fast viertausend Meter hohen Vulkan, der bei schönem Wetter das Stadtbild von Kayseri beherrscht. Die Skilifte sind wegen des Sturms geschlossen, aber das Restaurant ist geöffnet und wir trinken Tee, bevor wir wieder in die Stadt hinunterfahren.
Wir machen einen Abstecher zur mitten in einer Wohnsiedlung gelegenen Armenischen Kirche Surup Krikor Lusavoric Kilise. Gemäss den Angaben im Reiseführer läuten wir an der Hintertür, nachdem wir ein paar Kinder ebenfalls läuten und weglaufen sahen. Wir befürchten dass wahrscheinlich öfter Kinder als Touristen läuten und wollen schon wieder weggehen, als ein älterer Mann die Tür öffnet und uns einlässt. Die Fresken und der Altar sind sehenswert aber die Kirche ist trotz der ausgelegten Teppiche kalt und so machen wir uns bald wieder auf den Weg zurück ins Hotel.

Ankunft in Kayseri
Auf dem Bazaar ist es am Morgen noch ruhig
Ausstellungsstück im Seljuk Museum
Die Armenische Kirche Surup Krikor Lusavoric Kilise

Erciyes Dağı
Erste Skitourenschritte in der Türkei

Der nächste Morgen beginnt sonnig aber windig. Trotzdem versuchen wir einen Anlauf auf den Erciyes Dağı. Im Skigebiet sind drei Ticketschalter offen. Der erste schickt uns zum zweiten, der zweite zum dritten. Dieser will uns wieder zum ersten schicken, aber wir intervenieren. Schliesslich kommt einer der etwas Englisch kann und hilft uns beim Ticketkauf. Die Gondel bringt uns hoch zum Sessellift und dieser auf gut zweitausendsiebenhundert Meter. Der Wind ist stark, aber noch ist es sonnig und wir gehen los. Das Gelände ist weiläufig und die Entfernungen schwierig einzuschätzen, der Gipfel rückt scheinbar nicht näher. Die Wolken werden dichter und zwingen uns noch ein gutes Stück unterhalb des Ziels zur Umkehr.


Aladağlar Mountains
Die anderen Dolomiten

Steil ragen die Berge des Aladağlar Gebirges vor uns auf und erinnern bereits von Weitem an die heimatlichen Dolomiten. Über gute Strassen erreichen wir Çukurbağ, wo sich der Aladağlar Camping Bungalow befindet, unsere Unterkunft für die kommenden Tage in dieser einsamen Gegend. Was wir bei der Hinfahrt schon befürchtet haben haut uns Recep, der Besitzer der Lodge gleich bei der Begrüssung freudig um die Ohren: "You're lucky, no snow!" Auf unsere enttäuschten Blicke hin fügt er hastig hinzu, dass wir daher mit dem Auto weit nach oben fahren könnten und die langen Touren dementsprechend etwas abgekürzen können. Recep umsorgt uns nicht nur mit gutem Essen, Bier und ordentlich eingeheizten Bungalows, sondern gibt auch gerne Tipps und Auskünfte zu den Touren im Gebiet.

Der erste Blick auf die Aladağlar Mountains beeindruckt

Wenn der Tonband-Muezzin weckt

Ein krächzender Muezzin, der seine besten Tage im Tonbandgerät bereits hinter sich hat, weckt uns um halb sechs. Recep hat uns schon ein tolles Frühstück vorbereitet, sodass wir gestärkt ins Emli Vadisi fahren können. Unsere erste Skitour führt uns auf den Körtekli Tepe, einer formschönen Pyramide, die sich allerdings nur wenig vom nördlich dem Alaca Tepe vorgelagerten Grat abhebt, allerdings dessen nördlichen Abschluss bildet und daher auf drei Seiten in ebenmässigen Firnflanken abfällt. Wir wählen die Ostseite, queren aber nicht die Flanke, sondern steigen in ziemlich gerader Linie hoch zum Gipfel. Die Abfahrt belohnt uns mit vom Sand rot gefärbten Firn, die untersten dreihundert Höhenmeter müssen wir die Ski wie schon im Aufstieg tragen. Gut, dass wir die Turnschuhe am Morgen hier deponiert haben.

Tourenbeschreibung Körtekli Tepe (3249m)

Abfahrt vom Kortekli Tepe
Zaghaft zieht der Frühling ins Aladağlar Gebirge

Höchster Skigipfel des Aladağlar

Der Wetterbericht gibt uns nur noch einen wirklich schönen Tag und den wollen wir nutzen. 
Das Emli Vadisi haben wir am vorigen Tag erkundet, aber mit unserem Auto kamen wir über den steinigen Weg nicht in den Talschluss und mussten auf halbem Weg abbrechen, abentuerlich gestaltet sich das Umdrehen des Fahrzeugs auf dem schmalen Weg zwischen grossen Steinen.
Also wählen wir den Emler Tepe als Ziel, auch bekannt unter dem Namen Mount Emler. Gut dreitausendsiebenhundert Meter hoch und Recep versichert uns, dass der Weg dorthin bis auf zweitausend Meter auch ohne Allrad befahrbahr ist. Wir starten bei einem Lagerplatz mit dem Namen Karayalak und folgen -noch kurz die Ski tragend- dem Yalak Deresi aufwärts, bis uns eine eindrückliche Schlucht umschliesst. Am Pass unterhalb des Gipfels empfängt uns eisiger Wind und die untere Hälfte der Gipfelflanke erweist isch als aper, sodass wir beschliessen, ab hier ohne Ski aufzusteigen. Mehrmals müssen wir in der aufsteilenden Flanke umdrehen und einen neuen Weg suchen, bis wir endlich auf dem höchsten Punkt stehen.

Tourenbeschreibung Emler Tepe (3723m)

Demirkazık links und Emler rechts im Abendlicht

Autopanne in den Bergen

Der vordere rechte Reifen hat sich mit einem leisen pffffft verabschiedet. 
Etwas ratlos stehen wir um das Auto, es ist eher unwahrscheinlich dass sich demnächst jemand hierher verirrt und ins nächste Dorf sind es gut zwei oder drei Fussstunden. Also entladen wir den Kofferraum und schauen was wir darunter finden. Reserverad, Wagenheber Kleinwerkzeug... alles da. Also machen wir uns an die Arbeit und mit etws gepfusche haben wir das Reserverad schliesslich montiert und machen uns auf zur Lodge. Unser Vermieter lacht als er das Auto sieht und schreibt uns gleich einen Zettel, den wir in der Werkstatt in Çamardı zeigen können und auf dem folgendes steht: "Bitte Reifen wechseln, wir gehen einen Döner essen". Der nächste der grinst ist der Mechaniker, mit ein paar Handgriffen ist der Reifen so gut möglich aber repariert und der Döner danach schmeckt gleich doppelt so gut.
Mit Ausnahme unseres Vermierters haben wir im Aladağlar-Gebiet niemanden kennengelernt der auch nur ein paar Worte Englisch spricht, trotzdem haben wir -wie im Übrigen auch in den anderen Orten Kappadokiens- die ungemein freundliche und zuvorkommende Art der Einwohner schätzen gelernt.


Durch das Hochland Kappadokiens nach Westen

Früh morgens -noch vor dem Muezzin- beginnen wir unsere Weiterreise Richtung Westen. Über Divarlı und Ihlara Belediyesi gelangen wir auf guten Strassen nach Helvadere am Fuss des Hasandağı. Schon von weitem ist der Vulkankegel zu sehen, der die Landschaft beherrscht. Von Helvadere führt eine holprige Piste den Berg hoch. Die Kombination mit einem voll beladenen Kofferraum verträgt der nur notdürftig geflickte Reifen nicht und wir hören einmal mehr das vertraute pfffffft. Diesmal geht alles ganz schnell und nach einigen Minuten fahren wir auf dem Reserverad weiter hoch.
Der Aufstieg über die zunächst noch wenig steile Flanke scheint nicht zu enden, unmerklich steilt es aber auf und schliesslich gelanden wir über die Ostschulter auf den höchsten Punkt des formschönen Vulkans.

Tourenbeschreibung Hasandağı (3267m)


Der Hasandağı beherrscht die umliegende Region

Ihlara Vadisi
Kirchen und Fresken

Wir haben noch etwas Energie und machen uns an den Abstieg in das Ilhara Tal, einem markanten Einschnitt in die ansonsten fast flache Hochebene. Das Bild des Tals wird von einem idyllischen Bachlauf in der Mitte und steil abfallenden Felswänden an beiden Seiten geprägt, doch das Beeindruckende sind die unzähligen in die Felswände gehauenen Höhlen, meist Kirchen mit schönen Fresken. Leider reicht es wohl vielen Besuchern nicht, diese einfach nur anzusehen und so sind viele zerkratzt und bekritzelt und in einem kümmerliche Zustand. Wir machen uns wieder an den Aufstieg, der uns nach der langen Skitour nochmals ins Schwitzen bringt. Über die Hochebene gelangen wir nach einer längeren Fahrt nach Nevşehir mit seinen aus dem Boden gestampften Hochhaussiedlungen. Es ist nicht viel Verkehr und so lassen wir die Stadt rasch hinter uns.

Das Ihlara Valley von oben

Göreme
Land der Feenkamine

Bei Uçhisar öffnet sich endlich der bekannte Blick über das weitläufige Tal von Göreme und es sind nur mehr wenige Minuten zu unserem Ziel. Durch ein Labyrinth aus engen Gassen führt uns das Navigationsgerät zu unserem Hotel, die Zimmer im Explorer Cave Hotel sind teils vorgemauert, teils in den Tuffstein gehauen. Von der Dachterasse haben wir einen atemberauben Blick über die abendliche Stadt und die dahinterliegende Landschaft, durchsetzt mit Felstürmen, die im Volksmund Feenkamine gennant werden.
Am nächsten Morgen machen wir uns nach einem ausgiebigen Frühstück ins Open Air Museum auf, einer dicht gedrängten Ansammlung an in den Stein gehauenen Kirchen mit aufwändig restaurierten Fresken.
Am Nachmittag suchen wir das Rose Valley, nachdem wir uns den Weg vom Chef des Dönerladens erklärt haben lassen. Auf Pisten durch Felstürme gelange wir in ein Tal, das vielversprechend aussieht. Auch der Orangensaftverkäufer am Eingang des Tals bestärkt uns in der Meinung, dass es das richtige Tal sei. Durstig kehren wir nach einer guten Stunde unverrichteter Dinge zurück und trinken erstmal einen Orangensaft. Dann wandern wir das Tal hinaus und finden -nur ein paar hundert Meter weiter- ein Schild das nach links zum Rose Valley zeigt. Das Tal ist lang und der Weg steil, aber am höchsten Punkt des als Rundwanderung ausgeschilderten Weges erwartet uns eine Bar mit Erfrischungen, in unserem Falle Bier. Einen Abstecher von dort ist die Kolonlu Kilise auf alle Fälle wert: Bis zu zehn Meter hoch ist die -scheinbar von Säulen getragene- Decke. Wir sind keine fünf Minuten unterwegs, als uns ein Regenschauer überrascht und wir uns in eine der Höhlen flüchten. So plötzlich wie es angefangen hat, so schnell hört es auch wieder auf und wir machen uns an den langen Rückweg nach Göreme, um vor Einbruch der Dunkelheit zurück zu sein.

Göreme bei Nacht
Fresken im Open-Air Museum von Göreme
Der Besuch der Dark Church ist den Zusatzeintritt wert
Haçlı Kilise im Rose Valley
Kolonlu Kilise

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