ISLAND | Tröllaskagi
ISLAND TRÖLLASKAGI
Bad times for big fish
Party in
REYKJAVIK
Die Maschine der Iceland Air wackelt im böigen Wind als wir in Zürich abheben und das Menü vom Burger King im Magen wackelt fleissig mit. Danach beruhigt sich das Wetter aber und wir haben eine tolle Sicht auf Schottland und bald schon auf die Südküste von Island. In Keflavik empfängt uns wieder ein rauer Wind, als wir unsere beiden allradbetriebenen Dacia Duster holen, die uns die nächsten Tage durch Isla d fahren werden. Unser Gepäck, die Skier und das Bier aus dem Duty Free stapeln wir in Tetris-Manier in die Autos und fahren hinein nach Reykjavik. Es liegt hier kein Schnee, der wartet im Norden auf uns, dafür ist es saukalt. Reykjavik ist ein hippes Städtchen und wäre wahnsinnig gemütlich, wenn die Temperatur ein anderes Vorzeichen haben würde. Die Strasse mit dem Regenbogenbelag, die Kathedrale, dann suchen wir uns ein warmes Plätzchen und ein paar kühle Bier.
Schaulaufen auf dem
GOLDEN CIRCLE
Der erste Abend in der Stadt geht eher legendär in einer Bar mit Livemusik zu Ende und so fahren wir mit einem leichten Kater ins Hinterland von Reykjavik zum Golden Circle. Auf einem Aussichtspunkt oberhalb von Islands grösstem See, dem þingvallavatn lassen wir ein erstes Mal unsere Drohne steigen. Für sie wird die Reise zur Tortour: zu kalt, zu hoch, zu viel Wind, schlechtes GPS-Signal gehört zu ihrem Standardrepertoire an Gejammer. Aber trotz eines Absturzes und einer Beinahekollision mit Babs (die uns im übrigen im selben Moment genau davor gewarnt hat) liefert sie ein paar spektakuläre Bilder unter anderem vom Goðafoss und von der Skitour zum Karlsárfjall und hält tapfer bis zum Schluss durch.
In Þingvellir schlägt uns ein nächstes Mal ein eisiger Wind entgegen und trotz Thermounterwäsche, Daunenjacke und dicken Handschuhen, Mütze und Kapuze fährt uns die Kälte bis in die Knochen. Das Leben ist eben ein isländischer Ponyhof, wie Babs es treffend beschreibt. Wir steigen zunächst im Schatten hinunter in den Grabenbruch, der die tektonische Grenze zwischen Eurasien und Amerika markiert und jährlich um einen guten Zentimeter anwächst. In der Sonne am Fluss ist die Kälte etwas erträglicher, aber der vereiste Wasserfall Öxarárfoss holt uns wieder in die Realität zurück.
Wir sind froh wieder ins Auto zu steigen und fahren weiter zum Geysir, der leider nicht mehr funktioniert. Den Job übernimmt jetzt Strokkur, der alle paar Minuten eine schöne Wasserfontäne in die Luft schleudert. Leider ist er etwas unregelmässig und so brauchen wir ein paar Anläufe bis wir das Spektakel im Kasten haben. Wir stärken uns im Restaurant daneben mit Fish ’n‘ Chips, bevor wir uns auf den Weg zum Gulfoss machen. Dieser bahnt sich über zwei spektakulären Felsstufen seinen Weg ins Tiefland. Allerdings ist is in der Höhe mittlerweile kaum auszuhalten und so steigen wir nach ein paar Minuten gerne wieder ins Auto. Auf dem Rückweg bleiben wir bei einer kleinen Gruppe von Islandpferden stehen und lösen damit wohl einen Trend aus: ein Auto nach dem anderen tut es uns gleich und bleibt auch stehen. Die Pferde sehen uns und kommen sofort zum Zaun, um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Anscheinend sind auch wir nicht die ersten die hier stehen bleiben.
Der Strokkur springt für den nicht mehr funktionierenden Geysir ein |
Gewaltige Wassermassen stürtzen über den Gulfoss hinunter |
Die Islandpferde sind gar nicht so flauschig wie sie aussehen, eine herbe Enttäuschung für einige von uns. Dafür sind sie zutraulich und freuen sich über jede Streicheleinheit. |
BLÀTINDUR
und die Fahrt in den Norden
Um fünf Uhr klingelt der Wecker und wir schälen uns aus unseren Betten. Ein improvisiertes Frühstück, immerhin mit Kaffee, und schon sitzen wir in unseren Autos und fahren mehr oder weniger im Konvoi auf der Ringstrasse Nr. 1 nach Norden. Den Hvalfjörður unterqueren wir in einem Tunnel, mehrere Meter unter dem Meeresboden. Ein mulmiges Gefühl, aber kurz danach setzt die Dämmerung ein. Als die Sonne dann endlich aufgeht, sind wir schon weit im Norden und überqueren den Pass hinunter zum Hrútafjörður. Obwohl die Strasse scheinbar trocken ist, wirbelt feiner Schnee auf, der sich im porösen Asphalt festgesetzt hat. Durch endlose Landschaften geht es bis ins Tal des Héraðsvötn, wo wir uns erstmal einen zweiten Kaffee gönnen, bevor wir den Fluss überqueren, der bei bei diesen Temperaturen Eis von den Tälern ins Meer trägt. Südlich der Tröllaskagi überqueren wir einen Pass, auf der Strasse liegt Neuschnee und jedes vorbeifahrende Auto wir wirbelt soviel Schnee auf, dass wir manchmal für einige Momente durch eine weisse Wand fahren und nichts mehr sehen. Kein angenehmer Zustand. Am Eyjafjörður bessert sich das Wetter und wir fahren an Akureyri vorbei hoch zum kleinen Skigebiet. Unsere Tour auf den Blátindur ist anfangs eingespurt, aber kurz vor dem Gipfel überholen wir die Gruppe, die von einem redseligen argentinischen Bergführer angeführt wird. Bei der Abfahrt spüren wir die Kälte, trotzdem geniessen wir den feinen nordischen Pulverschnee.
In Akureyri decken wir uns mit Lebensmitteln für die folgende Woche in unserer Blockhütte in Ólafsfjörður ganz im Norden der Trollhalbinsel ein. Bei der Einfahrt auf den Parkplatz kommt uns ein typischer isländischer Offroader entgegen mit Rädern fast so hoch wie unser Auto. Wahrscheinlich würde er unbemerkt über uns drüber rollen, wenn ich nicht vorher ausweichen würde.
Es geht nach Norden, die Strasse führt abenteuerlich auf Klippen hoch über dem Fjord zu einem Tunnel, der mit Toren vor dem unwirtlichen Wetter geschützt ist. An der Decke des Tunnels bilden sich Meterlange Eiszapfen, am Boden sind es Eispilze, denen wir ausweichen müssen. Schliesslich erreichen wir Ólafsfjörður und sind froh, es uns in unserer Blockhütte gemütlich zu machen.
Tourenbeschreibung Blátindur (1280m)
BUNGA
Die Schrecken des Eises und der Finsternis
Ganz so bedrohlich wie der Romantitel von Christoph Ransmayr ist es nun doch nicht und die Polarnacht ist nahe an der Tag- und Nachtgleiche schon recht langen Tagen mit noch längerer Dämmerung gewichen. Trotzdem hat es am Start -15 Grad, die aufgrund der fast kompletten Windstille aber gut zu ertragen sind. Wir sind erneut nach Akureyri gefahren, da das Wetter dort ein bisschen Sonne verspricht und wir wissen, dass es auch Pulverschnee gibt. Erst kurz vor dem Gipfel teilt das isländische Winterwetter ordentlich aus: die Sicht geht gegen Null und es pfeift uns ein eisiger, feuchter Wind um die Ohren. Wir machen die letzten Meter mit dem GPS in der Hand auf die flache Gipfelkuppe des Bunga (den wir übrigens vor allem wegen des Namens als Ziel ausgewählt haben) und freuen uns auf eine weitere Powderabfahrt. Von der Kälte erholen wir uns in unserem Hot Tub, direkt vor der Hütte, den wir mit dem unbegrenzt verfügbaren warmen Wasser füllen. Das Wasser lässt man hier einfach durchlaufen und wenn wir genug gebadet haben, öffnen wir einfach den Abfluss. Sehr praktisch, wenn man mal im Hot Tub ungewollt ein Bier verschüttet.
Tourenbeschreibung Bunga (1365m)
ÓLAFSJÖRDUR
Bad times for big fish
Tja, das hatten wir uns wohl anders vorgestellt: Die bestellten Angeln kommen nicht mehr rechtzeitig in Zürich an, sodass wir die Angelausrüstung erstmal in Akureyri komplettieren müssen. Im dichten Schneetreiben machen sich dann Hannes, Reto und Stephan auf zum Hafen von Ólafsfjörður und stapfen durch den tiefen Schnee des Hafenkais hinaus in den Windschatten der Wellenbrecher. Wir folgen ihnen. Im Hafenbecken schwimmt Eis und die Fische machen sich rar, sodass wir das Angeln bald aufgeben und uns lieber im Hot Tub aufwärmen. Leider laufen auch die folgenden Versuche gleich ab und so finden wir zwar jede Menge Powder, aber keinen einzigen Fisch und auch beim Wale Watching auf dem Eyjafjörður bleibt der Erfolg aus, der März sei wohl der schlechteste Monat für Walbeobachtungen. Sa bleibt uns nur der Gang ins Fischrestaurant in Reykjavik. Immerhin die Wahl des Lokals können wir als Erfolg verbuchen.
Im Hafen von Ólafsfjörður |
AUSTURFJALL
Schönwetterfenster im Osten
Wir Frühstücken ausgiebig, das Wetter ist einmal mehr trüb und wir schmieden Pläne und verwerfen sie wieder, bis Reto plötzlich meint, dass es laut Wetterbericht auf der anderen Seite des Eyjafjörður ein Schönwetterfenster gibt. Schnell sind die Rucksäcke gepackt und die Skier aufgefellt. Wir fahren nach Akureyri und um den Eyjafjörður herum. Auf der anderen Seite fahren wir hoch nach Norden bis Laufás. Die Strasse die dort in die Berge abbiegt ist nicht geräumt, wir pflügen durch gut 20 Zentimeter Neuschnee und wir haben wenig Hoffnung, es bis zum Ausgangspunkt der Skitour zu schaffen. Aber es klappt dank Spikes und Allradantrieb und wir stehen bald am Fuss des Austurfjalls. Wir spuren einsam die Rinne hoch, Hannes voraus, da er am Nachmittag noch ein Geschäftsmeeting hat und ein bisschen unter Strom steht. Oben gelangen wir in einen Kessel, an dessen Ende eine wenig attraktive Rinne zum Gipfelplateau führt. Wir probieren es links über den Rücken, machen dort aber bald ein Skidepot und steigen den Rest zu Fuss über brüchiges, vulkanisches Gestein zum Gipfel, von dem sich im Aufstieg ein Teil der Schwerkraft gebeugt und verabschiedet hat.
Die Abfahrt ist perfekt, wir pflügen durch den gut gefestigten Pulverschnee in der Rinne fast in einem durch zurück zum Auto.
Tourenbeschreibung Austurfjall (817m)
Wo es dampft und brodelt
An Tag sechs legen wir eine Pause ein. Der Wetterbericht lockt uns mit ein paar Sonnenstrahlen in das Gebiet um den See Mývatn, eine vulkanisch äusserst aktive Zone mit viel Rauch und warmen Wasser. Mittlerweile sind auch wieder alle mehr oder weniger gesund. Schneetreiben und heftiger Wind empfangen uns am Goðafoss und wir schauen uns erst einmal im Besucherzentrum um, bis die Wolkendecke kurz aufreisst. Der Wasserfall hat seinen Namen von den letzten heidnischen Götterbildern, die um das Jahr 1000 n. Chr. ebendort versenkt wurden, als sas Christentum zur Staatsreligion wurde. Wir versenken unsere Drohne nicht und können auch einen drohenden Luftkampf mit den anderen Drohnen vermeiden. Ein spektakulärer Eispanzer überzieht auch diesen Wasserfall und uns gelingen tolle Aufnahmen. Noch einen Kaffee zum Aufwärmen, dann fahren wir weiter in Richtung Mývatn. Am Seeufer des gefrorenen Mückensees haben sich vor ein paar Jahren viele kleine Vulkankrater gebildet, durch die sich die Strasse schlängelt. Am Ostufer des Sees ist der Boden noch aktiv, es Dampft aus den Fumarolen und brodelt in den Wasserbecken. Da machen wir es uns lieber in den Myvatn Natural Baths bequem. Direkt aus dem grossen Naturbecken können wir uns ein Bier an der Bar holen, und wenn es uns im Wasser zu warm wird, kühlen wir uns im Schnee rund um das Becken ab.
Myvatn Natuarl Bath - Für ein kühles Bier muss man nicht mal aus dem Wasser, sondern kann es direkt an der Poolbar geniesen |
GVENDARSKAL
Der Mulkolla wirft uns ab
Draussen in Ólafsfjörður schneit es seit praktisch vier Tagen ununterbrochen durch und auch heute soll sich das Wetter in Ólafsfjörður erst am Abend bessern. Also schnallen wir vor der Hütte die Ski an und gleiten durchs Dorf. Rechts vom Hafen steigen wir hoch, und mit der Höhe wird auch die Schneedecke immer dicker. Das Wetter bleibt launisch, grosse Schneeflocken trüben die Sicht und so lassen wir es beim Gvendarskál gut sein, ohne auf den Gipfel des Mulakolla zu steigen. In der Abfahrt pflügen wir durch den Powder bis zum Meer, wo wir auf ein paar Surfer treffen, denen das kalte Wetter nichts auszumachen scheint. Wir sind froh, uns danach wieder in unseren Hot Tub zu setzen.
Tourenbericht Gvendarskál (740m)
AURORA BOREALIS
Richtige Polarlichter
Aktivität der Stufe fünf und ein klarer Nachthimmel: das Spektakel ist angerichtet. Gegen zehn Uhr abends klopft es an unsere Tür. Die Nachbarinnen geben uns Bescheid, dass es losgeht und tatsächlich können wir die ersten grünen Schimmer am Nachthimmel erkennen. Und dann scheint der Himmel plötzlich zu explodieren. Auf allen Seiten tanzen nun Nordlichter in wechselnden Farben um uns herum. Nur die Kälte der klaren Nacht treibt uns irgendwann wieder zurück in unsere Blockhütte.
Nordlichter über Ólafsfjörður |
KARLSARFJALL
Skiing the Arctic Powder
Was soll ich sagen, und dann war er da, der Tag mit wolkenlosem Himmel, wo das Wasser des Fjords mit dem Schnee an den Hängen in der Sonne um die Wette glitzert. Es ist zwar noch empfindlich kalt, aber bald nach dem Start spüren wir schon die Wärme der Sonnenstrahlen. Wir sind nach Dalvíkurbyggð gefahren und haben uns den Karlsárfjall als Ziel ausgewählt, da er einen tollen Blick über den Fjord verspricht. Das wissen natürlich auch die Bergführer die hier unterwegs sind und so sind wir nicht ganz alleine. Allerdings gehen die anderen Gruppen zunächst durch den Talboden, während wir bereits entlang des Südhangs langsam an Höhe gewinnen und bald ganz alleine in der weiten, unverspurten Landschaft unterwegs sind. Kurz vor dem Gipfel tut sich uns ein unvergleichliches Panorama über Eyjafjörður mit der Insel Hrisey und den umliegenden, tief verschneiten Bergen auf. Wir bleiben nicht lange auf dem Gipfel und sind so an diesem Tag die ersten, die die Hänge des Karlsárfjall befahren können.
Tourenbeschreibung Karlsárfjall (988m)
Gipfelfreuden bei bestem Wetter |