Val dla Salieries (2700m)

Teilweise recht anspruchsvolle Skiwanderung in Gröden

Karte TABACCO Blatt 05 Val Gardena/Gröden Alpe di Siusi/Seiseralm 1:25
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Anfahrt Bozen - Waidbruck/Klausen - Grödnertal - S. Christina - Talstation Col Raiser-Lift

Ausgangspunkt Talstation Col Raiser (1551m)

Beschreibung Von der Talstation auf Weg Nr. 1 (oder bei wenig Schnee über die Skipiste) bis zur Almhütte Sangon, dahinter die Piste querend bei mehreren Almhütten und Heuschobern vorbei, teilweise durch lichten Zirben-Wald zur Regensburgerhütte. Von dieser auf Weg Nr. 13 auf die Plan Ciautier und über einen steilen Aufschwung (oft wenig Schnee) in das Val dla Salieries. Immer durch das von den steilen Felswänden des Sass Rigais und Furchetta flankierten Tal bis zu einem letzten Aufschwung in die Scharte (2700). Folgt man noch links ein Stück des Weges zum Einstieg des Sass Rigais Klettersteiges, so hat man eine tolle Aussicht über das Villnösstal bis zum Alpenhauptkamm, in die Ortlergruppe und zum Peitlerkofel.

Aufstiegszeit 3,5h - 4h 1150hm

(c) chris lahner

(c) chris lahner





SASS RIGAIS
VERSUCH EINER WINTERBEGEHUNG DES OST-KLETTERSTEIGES

Wir starten schon in Eppan später als geplant, im Grödnertal ist viel Verkehr und so erreichen wir die Talstation des Col Raiser Liftes erst am Nachmittag. Die ersten Zweifel kommen auf, als wir die schweren Rucksäcke aufheben. Muss das wirklich sein. Na gut, jetzt sind wir schon hier, also los.
Über die Skipiste gehts bergauf, die Skitouristen werfen schiefe Blicke auf uns. Wir schauen schief zurük, allerdings deshalb, weil das Gewicht der Rucksäcke ungleichmäßig auf die Schultern drückt. Kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir die Plan Ciautier, das Zelt stellen wir mit klammen Fingern im Dunkeln auf, dementsprechend kompliziert erweist sich der Aufbau. Dann rein ins Zelt, Kocher anwerfen und Schnee schmelzen.
Es wird serviert: Curry-Reis mit Huhn und -sozusagen als zweiter Gang- Schokolademus. Von einem kurzen Nickerchen wachen wir um 12Uhr Nachts auf. Eigentlich müsste ich mal aufs Klo, aber jetz raus gehn? Draussen hat es bestimmt unter -10°C. Ich greife in die Schuhe. Sie sind nicht mehr feucht vom Tragen, dafür spüre ich eine dünne Eisschicht auf der Innenseite. Ich bleibe im Schlafsack und quäle mich durch die Nacht.
Um 4 Uhr wachen wir zitternd auf. Das Wasser, das wir noch im Kochtopf hatten, ist inzwischen zu einem schönen Eiswürfel gefroren. Wir heizen den Kocher an, um uns Kaffee zu machen. Ich nehme das Handy aus der Hosentasche und lege es neben mich auf den Boden: Schnell überspringt das Termometer die Grad zwischen meiner Körpertemperatur und dem Gefrierpunkt. Schließlich zeigt es -7°C an. Sehnsüchtig denke ich an mein Bett und wir diskutieren darüber, wieso solche Aktionen in der Erinnerung nie so kalt und ungemütlich wirken als sie es in Wirklichkeit waren und wieso man solche Dinge trotzdem immer wieder macht.




Bis wir die Feldflaschen gefüllt haben und nochmal Kaffee getrunken haben, sind zwei Stunden vergangen. Inzwischen habe ich die Innenschuhe aufgewärmt und steige aus dem Zelt. Das Wetter ist perfekt, allerdings pfeift ein kalter Wind um das Zelt.
Beim Gehen wird uns schnell warm, nur die Zehen bleiben kalt. So kalt, bis sich Chris schließlich die Schuhe ausziehen muss, um die Füße zu massieren. Dann gehts weiter, beim Einstieg zum Klettersteig kommt endlich die Sonne zum Vorschein. Teilweise geht es problemlos, die Steigeisen halten gut, allerdings hat die Sonne den Schnee in den steilen Rinnen rasch aufgewärmt. Wir kommen nur langsam weiter, jeder Schritt bedeutet Arbeit. In einer ca. 50° Steilen Rinne hört das Drahtseil auf. Wir klettern ein Stück über ein paar schön griffige Felsen rechts der Rinne, müssten sie aber queren, um weiter oben wieder zum Drahtseil des Klettersteiges zu kommen. Uns ist etwas mulmig zumute, wir setzten uns unter einen kleinen Felsvorsprung. Um mich hinzusetzen, schlage ich mit den Schuhen eine Stufe in den Schnee und setze mich gebückt unter den Felsvorsprung. Bei dem schneidenden Wind recht ungemütlich. Ein paar losgetretene Schneebrocken verschwinden klanglos in den Felsen unterhalb der Rinne, gut 100m unter uns.


(c) chris lahner



Es ist schon 11Uhr, deshalb beschließen wir umzukehren, bevor der Schnee in den Coloirs soweit aufgeweicht ist, dass er uns nicht mehr trägt. Schnell sind wir wieder beim Einstieg und tauschen die Steigeisen mit den Skiern. Der Schnee ist schlecht, bei jeder Kurve anders. Mal bricht man ein, dann bleibt man wieder obenauf, dann wieder ein paar Meter Pulver. Ich komme mir vor als hätte ich gerade erst mit dem Skifahren begonnen. Endlich beim Zelt begrüßt uns ein eisiger Wind. Eilig packen wir zusammen. Mit ein paar "genialen" Umwegen, auf denen wir zusätzlich zum sowieso schon schweren Rucksack auch noch die Ski tragen müssen, erreichen wir die Skipiste. Endlich.

Aber eigentlich... war doch ein Rießenspass! Und eigentlich war es gar nicht so kalt und ungemütlich, wann zelten wir das nächste Mal im Schnee :-)