Marokko

MAROKKO
Zwischen Gegenwart und Vergangenheit

Marokko, im Nordwesten Afrikas gelegen, ist ein Land der Gegensätze: Gegenwart trifft auf Vergangenheit, Reichtum auf Armut. Das Land ist geprägt von der Herrschaft des Monarchen Mohamed VI, der nicht nur zahlreiche Vollmachten besitzt, sondern über eine Holding-Gesellschaft auch den größten Teil des Landes sein Eigen nennt.
Wie die Bevölkerung, so ist auch die Landschaft von Gegensätzen gezeichnet. Dies spiegelt sich schon darin wieder, dass an der Küste –beispielsweise in Agadir- das ganze Jahr über Badesaison herrscht, während der Hohe Atlas im Winter ein beliebtes Ziel für Skifahrer und Skitourengeher ist. Östlich und Südlich des Atlasgebirges prägt die Wüste die Landschaft und das Leben.

Marrakesch
Stadt der Souks

Marrakesch liegt in der Haouz-Ebene nordwestlich des Hohen Atlas, ca. 200km landeinwärts und gilt als kulturelles Zentrum von Südmarokko. Es gibt jede Menge "Alte Mauern" zu sehen, es ist aber vor allem das Leben in der Stadt, das fasziniert. Stundenlang kann man in einem der Restaurants am Place Djemaa el Fna sitzen und das bunte Durcheinander auf dem Platz beobachten.


Der Place Djemaa el Fna ist Marktplatz, aber am Abend gleicht die Stimmung eher einem Volksfest, die Flöten der Schlangenbeschwörer sind schon von weitem zu hören und es bilden sich Menschengruppen um die Geschichtenerzähler und Künstler. Es lohnt sich, bei einem der Stände zu Essen, die am Abend in der Mitte des Platzes aufgebaut werden. Vorwiegend wird gegrillt, als Beilage gibt es das für Marokko typische Brot, Grillgemüse und eingelegte Oliven.
Die Souks nördlich des Place Djema el Fna sind das wirtschaftliche Zentrum des alten Marrakeschs. Es ist ein unüberschaubares Gewirr aus Gassen, teilweise überdacht, in denen von Kleidern über Gewürzen bis hin zu kitschigen Souvenirs so ziemlich alles über den Ladentisch geht. Es wird gehandelt, gefeilscht, gekauft, verkauft.


Immer wieder bieten sich selbsternannte Fremdenführer an, uns durch dieses Labyrinth zu führen. Wir lehnen manchmal dankend, manchmal aber auch genervt ab und machen uns selbst zu einem Erkundungsgang auf. Am Ende wollen wir an einem Stand ein paar Pistazien kaufen. Irgendetwas läuft der Handel nicht nach unserem Plan und wir werden stolze Besitzer von guten anderthalb Kilo Pistazien. Dafür sind wir umgerechnet um fünfzehn Euro ärmer! Uns wird klar, dass uns erstens das Handeln und Feilschen nicht angeboren ist und zweitens, dass wir uns mit der marokkanischen Währung noch nicht wirklich auskennen. Auf jeden Fall haben wir nun genug Pistazien für den ganzen Urlaub.


Neben den Ruinen des El Badi-Palastes im Süden der Stadt ist vor allem der Palais de la Bahia sehenswert, der um 1900 von den Großwesiren angelegt wurde. Prächtig ausgeschmückte Säle reihen sich aneinander und lassen den ehemaligen Reichtum erahnen. Immer wieder trifft man auf Innenhöfe mit Gärten und Springbrunnen.
Als Wahrzeichen der Stadt gilt das Minarett der Koutoubia Moschee, welches einigen anderen Gebetstürmen als Vorbild diente. Der Eintritt in die Moschee ist nur Muslimen erlaubt.


Der Hohe Atlas
Wilde Berge am Rande Afrikas

Der Hohe Atlas reicht vom Atlantik gute 800km in das Land hinein bis zur algerischen Grenze. Den höchsten Punkt kennzeichnet der Djebel Toubkal mit 4167m, welcher auch für Marokkaner ein beliebtes Ziel ist. Er ist nicht nur der höchste Berg Marokkos, sondern ganz Nordafrikas und ist dementsprechend gut besucht. Ein guter Ausgangspunkt für Bergtouren ist das Berberdörfchen Imlil, ca 50km südlich von Marrakech. Erreichbar ist es mit Sammeltaxis von Marrakesch aus. Im Dorf gibt es einige Hotels und eine Schutzhütte des französischen Alpenvereins.
Um den Toubkal reihen sich weitere lohnende Gipfel wie der Akioud (4010m) oder der Timesguida (4089m). Das Gebiet ist gut erschlossen und wird von mehreren Wanderwegen durchzogen, außerdem wurden vom französischen Alpenverein (CAF) einige Schutzhütten gebaut,in deren Nähe auch Zelten möglich ist.
Einheimische bieten sich als Bergführer an, Mulis können für den Gepäcktransport gemietet werden. Gute Bergsteiger benötigen für eine Besteigung des Djebel Toubkal in der Regel keinen Bergführer, der Weg ist gut ausgetreten und teilweise markiert.

Tourenbeschreibung Akioud

Tourenbeschreibung Djebel Toubkal



Wir sitzen in der CAF-Hütte in Imlil und studieren die Klimatabellen im Reiseführer: Von Juni bis September kein Regentag, steht da. Ein Blick aus dem Fenster wirft uns zurück in die marokkanische Realität. Es regnet in Strömen. An einen Aufbruch ins Gebirge ist heute nicht mehr zu denken. Nichts zu machen. Wir liegen faul herum, spielen auf einem improvisierten Spielfeld Mühle und Dame und essen Pistazien. Am Morgen des nächsten Tages treten wir aus der Hütte. Nach der schwülen Hitze in Marrakesch atmen wir gierig die frische Bergluft ein. Keine Wolke am Himmel. Rasch lassen wir die größeren Touristengruppen und ein paar „Lonely Planets“ in Turnschuhen hinter uns. Anfangs durch Wald, später an kahlen Berghängen entlang steigen wir höher. Wir überholen ein paar Lasttiere, manchmal etwas riskant auf dem schmalen und abschüssigen Pfad. Früher als erwartet erreichen wir die Schutzhütte und beschließen, noch am gleichen Tag auf den Akioud zu steigen, einem einsamen 4000er im Toubkal Gebiet. Wir spüren die Höhe, die Sonne und den scharfen Wind, der durch das Tal pfeift. Es ist schwierig, im weglosen Gelände die richtige Route zu finden. Nebel zieht auf. Nach einem steilen Schuttkar öffnet sich plötzlich der Blick in eine gigantische, einsame Landschaft. Nach sechs Gehstunden und guten 2300 Höhenmetern stehen wir am Gipfel. Zeit, innezuhalten und die scheinbar unendliche Weite des Landes in sich aufzunehmen.


Essaouira
Perle am Atlantik

Essaouira ist eine malerische Küstenstadt, die ungefähr auf gleicher Höhe mit Marrakesch liegt. Im Gegensatz zu Agadir ist es nicht nur der Strand, der Touristen anzieht, sondern auch die Stadt selbst ist sehr sehenswert. Essaouria ging aus einer im 16. Jahrhundert von den Portugiesen errichteten Festung hervor und ist heute vor allem für seine Medina bekannt.
Die Medina, von einer festungsartigen Stadtmauer umschlossen ist das Zentrum der Stadt. Zahlreiche Kunsthandwerker haben sich dort angesiedelt, sie sind vor allem für ihre Holzeinlegearbeiten bekannt. Auf den Stadtmauern, die zum Meer hin liegen sind eine Reihe historischer Geschütze ausgestellt. Die Mauer ist teilweise begehbar.
Sehenswert ist auch der Fischereihafen mit seinen Werften. Vor allem bei Flut, wenn die Fischerboote zurückkehren, entwickelt sich ein reges Treiben im Hafen, Fische werden für den Transport in andere Städte verladen, aber auch direkt im Hafen verkauft. In den Werften werden Boote instandgesetzt oder neu gebaut.


fotos august|2007 © arminklauser | michaeldellantonio